Das Verständnis von Bindung in Entwicklungs­psychologie, Entwicklungs­­­psychopath­­­­ologie und Familienrecht, Zirkelschlüsse und Missverständnisse

JÖRG M. FEGERT/ANDREA KLIEMANN

Menschen sind von Natur aus aufeinander bezogene Wesen. Früheste Bindungserfahrungen werden in fürsorglichen Beziehungsdyaden i.d.R. mit mehreren wichtigen Bezugspersonen gemacht. In unserer Gesellschaft sind dies meist die beiden Eltern, oft aber auch Großeltern und zunehmend Personen in der Fremdbetreuung. Biologisch ist das Bindungssystem nicht auf eine primäre Bezugsperson ausgerichtet, sondern Kinder können von Anfang an eine für die jeweilige Dyade spezifische Bindung entwickeln. Die Bindungsqualität zur primären Bezugsperson (primary care giver) ist oft auch entscheidend für die Bindungsqualität und das Wohlbefinden in anderen Betreuungssituationen.